blickt Benedikt Ziegler, Träger des RheumaPreises 2015, positiv in die Zukunft. Die natürliche Fröhlichkeit und der Optimismus des heute 25-Jährigen bekamen im Jahr 2000 einen Dämpfer: Schmerzen und Schwellungen an verschiedenen Gelenken ziehen einen schier endlosen Marathon durch mehrere Kliniken nach sich, bis letztlich die Diagnose steht: juvenile rheumatoide Arthritis – eine entzündlich-rheumatische Erkrankung im Kin-desalter. Von da ist seine Kinder- und Jugendzeit geprägt von monatelangen Klinikaufenthalten, meh-reren Operationen und immer wieder neuen Medikationen und Therapien. „Da war plötzlich eine Un-gewissheit, die mich bedrückt hat. Wohin entwickelt sich das alles? Aber es gab immer Menschen an meiner Seite, allen voran meine Mutter, die mich unterstützt haben, die sich von der Krankheit nicht beeindrucken ließen“, beschreibt der Dortmunder rückblickend diese Zeit.
Nach dem Abitur stellt sich für Benedikt Ziegler die Frage, wohin die Reise beruflich gehen soll. Ob-wohl die Arbeitsagentur zu einem ruhigen Bürojob rät, entschließt sich Ziegler für seine Leidenschaft: die Fotografie. Schon früh entstehen sensible fotografische Arbeiten, die nicht zuletzt sein Einfüh-lungsvermögen widerspiegeln. Krankenhausaufenthalte nutzt er, um kreativen Input zu bekommen, seine Eindrücke und Erfahrungen hält er mit der Kamera fest. Er beginnt ein Praktikum bei einem Fotografen und gestaltet seine Bewerbungsmappe für die Aufnahmeprüfung eines Fotodesign-Studiums an der Fachhochschule Dortmund.
Mittlerweile studiert Benedikt Ziegler im achten Semester und wird voraussichtlich im Sommersemes-ter 2016 seinen Bachelor abschließen. Aufgrund von Schmerzen und körperlichen Einschränkungen, wie sie die starke Arthrose an Schulter-, Fuß- und Handgelenken mit sich bringt, ist es nicht immer einfach, den herausfordernden Studienalltag zu meistern. Dennoch schafft es Benedikt Ziegler seit drei Jahren, nebenher als freischaffender Fotograf zu arbeiten und einen – wie er mit einem Augen-zwinkern meint – „relativ normalen Alltag“ zu meistern, mit einem Spagat zwischen seiner Berufstätig-keit auf der einen und seinem Studium auf der anderen Seite.
Heute nach seiner Einschätzung befragt, was ihm seine Arbeit bedeutet, schießt es regelrecht aus ihm heraus: „Viel! Ich brenne für die Fotografie!“ Auch wenn ihm durchaus bewusst ist, dass es Gren-zen gibt, die ihm seine Krankheit vorschreibt. Zum Beispiel wenn ein Shooting zu lange gedauert und er sich kräftemäßig übernommen hat.
„Ich werde mit Sicherheit kein Auftragsfotograf für große Mode-Strecken in der Vogue sein. Aber will ich das überhaupt? Vielleicht entwickle ich mich aufgrund meiner eigenen Geschichte eher zu einer Art ‚Rheuma-Fotograf’ beispielsweise für Aktion Mensch.“
Für seine berufliche Zukunft wünscht sich Benedikt Ziegler, „so lange wie möglich die Welt zu berei-sen und mit der Kamera Geschichten von Menschen zu erzählen.“ Für ihn ist daher auch klar, dass sein Preisgeld zu 100 Prozent in sein nächstes großes Fotoprojekt fließt: seine Bachelor-Arbeit zum Thema ‚Kinder- und Jugendrheuma in Deutschland’. „Mit meiner Fotoreportage möchte ich den Blick der Öffentlichkeit darauf lenken. Leider ist zu wenig bekannt, was die Krankheit Rheuma bedeutet und dass sie jeden, unabhängig vom Alter betreffen kann. Und gleichzeitig möchte ich mit meinem Projekt zeigen, dass trotz Krankheit ein glückliches Leben, Erfolg und Karriere möglich sind.“ Diese Arbeit ist ein weiteres Steinchen im Lebensmosaik des Benedikt Ziegler, in dem Krankheit und Beruf sich nicht ausschließen. Sein Mut, trotz seiner Einschränkungen einen körperlich fordernden Job zu wählen und seine pragmatische Art, mit der Erkrankung im Arbeitsalltag umzugehen, überzeugten auch die RheumaPreis-Jury und führten zur Auszeichnung von Benedikt Ziegler.
Und was rät der diesjährige Preisträger anderen Betroffenen? „Wichtig ist, eine gute Balance zu fin-den, trotz Hürden und Einschränkungen den eigenen Traum zu verwirklichen. Es gibt immer Men-schen, die einen unterstützen“, so Benedikt Ziegler abschließend.