Dass dies möglich war, ist ihrer eigenen Beharrlichkeit ebenso zu verdanken wie der Unterstützung ihres Arbeitgebers. Bei ihrem Karrierestart kam ihr außerdem eine Initiative der Deutschen Rheuma-Liga zugute, die bei Unternehmen darum warb, Jugendliche mit Rheuma auszubilden – eines der teilnehmenden Unternehmen war die Deutsche Bank. Die Hamburgerin nutzte diese Chance und bewarb sich. „Als die Ausbildungsleiterin mich im ersten Gespräch fragte, ob ich mir einen achtstündigen Arbeitstag zutraue, war ich zunächst überrascht“, berichtet Karin Recker. „Damals war mir noch gar nicht klar, dass dies eine berechtigte Frage war.“ In einem zweiwöchigen Praktikum konnte sie den Arbeitsalltag kennenlernen und erproben, ob der Job mit ihrer Erkrankung vereinbar war. „Das Praktikum hat mir sehr gefallen und da alles gut verlief, habe ich dort eine Ausbildung begonnen.“
Die Deutsche Bank hat die neue Mitarbeiterin von Anfang an auf unterschiedliche Weise unterstützt. Nach der Ausbildung gehen die Absolventen normalerweise zunächst in eine Filiale, um das Kundengeschäft in der ganzen Vielfalt kennen zu lernen. Da dort hauptsächlich im Stehen gearbeitet wird, war dies für Karin Recker nicht möglich. Ihr Arbeitgeber ermöglichte ihr daher einen direkten Start in ihrer Wunschabteilung, der Kreditabteilung für Firmenkunden. Gleichzeitig wurden Arbeitsplatzveränderungen veranlasst, die ihr die Arbeit erleichtern, darunter die Anschaffung spezieller Ausstattung wie zum Beispiel eines elektrischen Tackers.
Wichtiger noch war aber für die Bankangestellte, dass sie während ihrer gesamten Laufbahn jederzeit moralischen Rückhalt erfuhr: „Von den verschiedenen Vorgesetzten und Kollegen wurde mir immer Verständnis entgegen gebracht. Ich fühlte mich nie unter Druck gesetzt und mir wurde auch kein schlechtes Gewissen gemacht, wenn ich mal erkrankungsbedingt gefehlt habe“, sagt Karin Recker. Auch die Umstellung auf Teilzeitarbeit, die sie sich vor einiger Zeit gewünscht hatte, stellte für die Bank kein Problem dar. Für die Anerkennung, die sie im Job erfährt, ist neben ihrem Engagement und ihren guten Leistungen sicher auch das freundliche Wesen von Karin Recker ausschlaggebend. Kollegen bewundern sie dafür, dass sie trotz Erkrankung immer fröhlich ist. Karin Recker ist für diesen Rückhalt dankbar: „Es sind immer die Menschen – Kollegen und Vorgesetzte – die einem das (Arbeits-)Leben leichter machen“, sagt sie. Der beispielhafte partnerschaftliche Umgang mit Rheuma beindruckte die RheumaPreis Jury, die Frau Recker und die Deutsche Bank Hamburg mit dem RheumaPreis 2013 ausgezeichnete.
„Wer weiß, wozu es gut ist“ – das ist das Motto der Hamburgerin.
„Die Erkrankung hat mir gezeigt, dass man allem Negativen auch immer etwas Positives abgewinnen kann. Ich habe durch meine Krankheit viele Menschen kennengelernt, die ich sonst nie getroffen hätte. Die Freundschaften zu anderen Menschen mit Rheuma sind eine große Bereicherung für mich.“
Die Preisträgerin wünscht sich für die Zukunft, dass sie noch viele Jahre weiterarbeiten kann und abgesehen von ihrer rheumatischen Erkrankung gesund bleibt.