Schwerbehindert, weiblich und zeitweise alleinerziehend – und dennoch seit über zwanzig Jahren Erfolg im Berufsleben? Die Betriebswirtin Sina Harders zeigt, dass das möglich ist. Mit 24 Jahren wurde bei ihr eine rheumatoide Arthritis festgestellt. Zu diesem Zeitpunkt stand sie gerade am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn als Außendienstmitarbeiterin bei der REWE WEST. Doch obwohl sie bei der Diagnose noch in der Probezeit war, zog sie ihren Personalchef ins Vertrauen, ebenso wie ihre direkten Vorgesetzten und Kollegen. Ihre Offenheit zahlte sich aus: Ihr Arbeitgeber zeigte sich sehr verständnisvoll und kooperativ und gab Frau Harders stets die Möglichkeit, ihren Arbeitsplatz an ihre persönlichen Bedürfnisse anzupassen. Auch an ihren beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten änderte sich durch das entzündliche Rheuma nichts: Heute ist sie regionale Verkaufsleiterin der REWE-Vertriebslinie „nahkauf“, betreut überdies große Belieferungskunden und führt knapp 25 Mitarbeiter. Mit ihrem Beispiel zeigt sie deutlich, dass die Krankheit beruflichem Erfolg nicht im Wege stehen muss. Dies überzeugte die Jury: Sina Harders erhält den RheumaPreis 2012!
Die damals 24-Jährige hatte bei ihrer Diagnose „Glück im Unglück“, denn der Arzt erkannte die rheumatoide Arthritis bereits bei den ersten Untersuchungen und in einem frühen Stadium. So konnte umgehend eine Therapie begonnen werden. Darüber hinaus stand ihr ihr Vater, selbst Facharzt für Innere Medizin, stets bei allen Fragen zur Seite. Obwohl bei Frau Harders eine Schwerbehinderung von 60 Prozent festgestellt wurde, hauptsächlich aufgrund der Einschränkungen beim Gehen während eines Krankheitsschubes, hat sie heute kaum Beeinträchtigungen, die sie im Alltag behindern. „Meine Fingergelenke sind zwar zum Teil leicht gekrümmt, dies fällt jedoch nur einem medizinischen Fachmann auf“, erklärt Frau Harders. Natürlich gibt es bessere und schlechtere Tage. „Hier kommt es mir zugute, dass ich meinen Arbeitsplatz relativ frei gestalten und meine Arbeitszeiten flexibel einteilen kann.“ Je nachdem, wie es ihr geht, kann sie sowohl im Außendienst als auch im Büro arbeiten. „Die Vielzahl von Maßnahmen, durch die mich mein Arbeitgeber unterstützt, lassen sich kaum zählen“, freut sich die Verkaufsleiterin. „Ob durch Hilfsmittel wie ergonomische Stifte oder Tastaturen, oder auch größere Angebote wie Seminare zur persönlichen Entwicklung oder einen Gesundheitscheck für Führungskräfte – die REWE WEST geht auf die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeiter ein und zeigt den Angestellten, dass sie geschätzt werden.“
Mit ihrer Bewerbung möchte die heute 47-Jährige, die mittlerweile auf 23 Jahre Betriebszugehörigkeit in ihrem Unternehmen zurückblicken kann, vor allem jüngeren Menschen Mut machen, die bei der Diagnose gerade am Anfang ihrer beruflichen Laufbahn stehen. Bei ihren ersten Besuchen beim Rheumatologen und in der Rheumaklinik war sie zunächst schockiert, welche Auswirkungen die Erkrankung haben kann – etwa sichtbare Gelenkverformungen, ein Leben an Krücken oder im Rollstuhl.
„Es ist aber immer wichtig, sich vor Augen zu halten, dass es bei einem selbst einen anderen Verlauf nehmen kann – dies kann ich nach über zwanzig Jahren mit rheumatoider Arthritis aus eigener Erfahrung bestätigen.“
Der Erkrankung sollte im täglichen Leben, so Frau Harders, kein zu hoher Stellenwert eingeräumt werden. „Würde ich mich voll und ganz an die verschiedenen Empfehlungen halten, seien es die klassischen oder auch alternative Varianten, wären es drei Stunden täglich, die ich ausschließlich meinem Rheuma widme. Das kann nicht Sinn der Sache sein! Mir ist es wichtig, auch mit einer chronischen Erkrankung mein Leben aktiv zu gestalten, im Beruflichen wie Privaten“, betont die Karrierefrau. Lange war ihr Motto: „Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen.“ Ihr neues Credo nennt sie voller Überzeugung: „Wer etwas will, findet einen Weg. Wer etwas nicht will, findet Gründe.“
Das Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro möchte Sina Harders für einen karitativen Zweck einsetzen, welcher auch von ihrem Arbeitgeber unterstützt wird.