RheumaPreis 2022

Im Folgenden stellen wir Ihnen die aktuellen sowie die Preisträger der vergangenen Jahre vor. Klicken Sie auf die Jahreszahl oder die Person, um mehr über unsere Preisträger zu erfahren.

Anna-Lena Beckmann

Anna-Lena Beckmann: „Positiv bleiben, sich motivieren und in sich hineinhören! Dann macht Rheuma unser Leben keinesfalls schlechter.“

„Ich liebe meine Arbeit, meine Arbeitsstelle und die Kinder dort“, erzählt Anna-Lena Beckmann mit strahlenden Augen. Die angehende Sozialpädagogin betreut bei den Kleinen Siedlern der Wattenbeker, einer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung in Brandenburg, sieben Kinder im Alter zwischen fünf und neun Jahren. „Es ist mein größter Wunsch, dass ich auf jeden Fall dauerhaft dortbleiben kann.“

Und diesen Wunsch teilt die 27-Jährige mit ihren Arbeitgeberinnen. „Sie ist eine große Bereicherung für uns und die Kinder“, sagt Anna-Lena Beckmanns Vorgesetzte und Hausleiterin Peggy Israel. „Von Anfang an gehört sie mit ihrem großen Engagement und ihrer Leidenschaft für ihren Beruf einfach zu uns.“

Krankheit als Herausforderung sehen

Dass das Verhältnis zwischen der jungen Sozialpädagogin und ihren Vorgesetzten so vertrauensvoll und wertschätzend ist, liegt zum einen an der positiven und offenen Haltung der Wattenbeker. Zum anderen auch an der aufgeschlossenen und ehrlichen Art von Anna-Lena Beckmann. Die junge Frau leidet unter rheumatoider Arthritis mit unter anderem wiederkehrenden Fieberschüben sowie heftigen Gelenkschmerzen in Fingern, Händen und Armen. Eine Erkrankung, die den anstrengenden Alltag in einer Kleinkinderwohngruppe zusätzlich immens erschwert. „Wir wussten von Anfang an von ihrer Diagnose und dem Krankheitsbild“, berichtet Grit Niemann, die Regionalleiterin BAR/MOL der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung. „Für uns sind Einschränkungen keine Probleme, sondern Herausforderungen, um für alle Beteiligten beste Voraussetzungen zu schaffen.“

Ignorieren bringt nichts

Dass die rheumatoide Arthritis eine große Herausforderung werden würde, wurde Anna-Lena Beckmann im Januar dieses Jahres schlagartig bewusst. Sie war im Sommer 2021 von Rheinland-Pfalz nach Brandenburg gezogen, hatte für ihren Traumberuf Freunde und Familie hunderte Kilometer hinter sich gelassen und sich in der Wohngruppe mit ihren Kindern und den Kollegen ganz neu eingelebt. Die Erkrankung sollte kein Hindernis sein und wurde ein Stück weit verdrängt. „Ich hatte mich an sie gewöhnt und nahm sie einfach nicht richtig ernst“, sagt die junge Frau heute. Sie mochte die 24-Stunden-Dienste ab 5 Uhr morgens und die gemeinsamen Wochenenden mit ihren Kindern. Sie ignorierte die Schmerzen oder versuchte, sie mit Schmerzmitteln zu unterdrücken. Das rächte sich schließlich Anfang Januar 2022 in Form eines schweren Krankheitsschubs. „Plötzlich konnte ich mich wochenlang vor Schmerzen kaum noch bewegen, ich hatte hohes Fieber, mein Herz war stark entzündet“, erinnert sich Anna-Lena Beckmann. „Ich musste einsehen, dass ich gegen meine Erkrankung nicht ankämpfen kann und auch sie zu ignorieren nichts bringt.“

Traumberuf vor dem Aus?

Die Ärztinnen der jungen Frau rieten ihr, die geliebte Arbeit bei den Wattenbekern aufzugeben. Anna-Lena Beckmann war am Boden zerstört: „Das wollte ich auf gar keinen Fall!“ Nach zwei Krankenhausaufenthalten folgten eine sechswöchige Reha und verständnisvolle, mutmachende Gespräche mit den Kolleginnen und den Vorgesetzten. Die beiden Chefinnen der angehenden Sozialpädagogin schlugen vor, es vorerst mit Tagesschichten, statt der anstrengenden 24-Stunden-Dienste zu versuchen. Zu Beginn wehrte sich Anna-Lena Beckmann dagegen, nicht mehr so weitermachen zu können wie vor dem Schub. Doch schnell wurde klar, dass sich die regelmäßige Tagesstruktur, das spätere Aufstehen am Morgen und die möglichen Pausen während einer Tagesschicht positiv auf das Krankheitsgeschehen auswirkten. Auch die Kolleginnen und Kollegen unterstützen Anna-Lena Beckmann und geben ihr stets das Gefühl, nie allein zu sein. „Selbst die Kinder nehmen Rücksicht und streicheln vorsichtig meine Arme oder Hände, wenn ich fünf Minuten Pause brauche“, freut sich die junge Frau.

Positiv bleiben

Die Unterstützung in Form eines Schichtwechsels, der flexiblen Pausen sowie auch die Anschaffung eines ergonomischen Bürostuhls und eines elektronisch höhenverstellbaren Schreibtisches sind für Grit Niemann und Peggy Israel selbstverständlich: „Wir schätzen die offene und ehrliche Kommunikation unserer Mitarbeiterin sehr und unterstützen sie immer so gut wie möglich.“ Anna-Lena Beckmann genießt das enge, vertrauensvolle Verhältnis zu ihrem gesamten Team und spricht offen über Gefühle oder Symptome, über Genesungsfortschritte oder auch -rückschritte. Wichtig ist ihr dabei aber immer, positiv und motiviert zu bleiben und die Krankheit nicht ihr Leben bestimmen zu lassen. Auch wenn man manchmal Kompromisse machen muss.

Pläne und Träume nicht aufgeben

Die junge Frau ist allen Beteiligten unglaublich dankbar, gemeinsam einen Weg gefunden zu haben, dass sie an ihrer Arbeitsstelle bleiben kann. Sie habe gelernt, dass die Erkrankung nun mal zu ihrem Leben dazu gehöre. Man müsse zwar in sich hineinhören und sich auch mal kleine Auszeiten nehmen. Das bedeute aber nicht, dass man den Wunschberuf und seine Träume aufgeben müsse. Im Gegenteil! Mit großer Leidenschaft schmiedet Anna-Lena Beckmann bereits Zukunftspläne: „Erst möchte ich parallel zu meiner Arbeit in der Wohngruppe noch den Master in Sozialer Arbeit machen und später einmal tiergestützt arbeiten – am liebsten natürlich bei den Wattenbekern, falls das möglich ist.“

„Die Krankheit macht unser Leben nicht einfacher, aber auch keinesfalls schlechter. Wir müssen nur manchmal Kompromisse machen.“   Anna-Lena Beckmann

„Anna-Lena Beckmann passt einfach zu uns – in Hinblick auf ihre Einstellung und Arbeitsweise – mit Herz und Verstand leben lernen. Wir Wattenbeker pflegen prinzipiell einen sehr wertschätzenden und offenen Umgang miteinander. Die Hierarchien sind klar, jedoch nicht immer spürbar. Wir unterstützen Anna-Lena Beckmann sehr gern. Der RheumaPreis ist eine schöne Belohnung für ihre bisher erlittenen Strapazen und finanziellen Ausgaben. Und zum anderen sehen wir ihn als gute Möglichkeit, sich mit dem Krankheitsbild und dem Leben mit der Erkrankung auseinanderzusetzen.“

Grit Niemann, Regionalleiterin BAR/MOL und Peggy Israel, Hausleiterin Kleine Siedler, Wattenbeker

Annika Reindl

Annika Reindl: „Gegenseitiges Vertrauen ist wichtig! Aber man muss selbst aktiv werden.“

Als die 19-jährige Annika Reindl aus dem bayrischen Pürgen im Jahr 2012 ihre duale Ausbildung zur Fachinformatikerin begann, war noch alles gut. Bis ihr fünf Jahre später plötzlich heftige Rückenschmerzen zu schaffen machten, die schließlich ins Bein ausstrahlten und sogar zu Lähmungserscheinungen führten. Immer wieder kam es zu neurologischen Ausfällen, die Schmerzen wurden unerträglich; nachts war an Schlaf nicht mehr zu denken. Nach einem Jahr stand endlich die Diagnose fest: Die junge Frau hatte eine Spinalkanalstenose.

Die Informatikerin schilderte ihrem damaligen Arbeitgeber das Problem und kündigte an, nach einer Operation und sechs Wochen Genesungsphase wieder voll einsatzfähig zu sein. Doch bei der einen Operation sollte es nicht bleiben; und sie machte mit ihrer Offenheit bezüglich der Diagnose im Arbeitsumfeld keine positiven Erfahrungen. „Im Alter von 25 Jahren hat es mir da das erste Mal in meinem Leben so richtig den Boden unter den Füßen weggezogen“, erzählt Annika Reindl heute.

Vorsichtiger Start bei neuem Arbeitgeber

Die Fachinformatikerin bewarb sich Ende 2018 trotz bleibender Rückenschmerzen bei ihrem heutigen Arbeitgeber der M-net Telekommunikations GmbH, München. Bei ihrem Einstellungsgespräch erzählte sie lediglich etwas von „Rückenproblemen“, um ihren neuen Vorgesetzten nicht zu verschrecken und womöglich aussortiert zu werden. Gleichzeitig bat sie um einen höhenverstellbaren Tisch, da sie die meiste Zeit am Schreibtisch arbeiten würde. Der Gang zum Betriebsarzt des Unternehmens brachte für Annika Reindl dann die erste positive Überraschung: Er organisierte nicht nur einen höhenverstellbaren Schreibtisch, sondern gleich zwei – da die Informatikerin an zwei verschiedenen Standorten tätig sein würde – und fragte sogar, ob sie zusätzlich noch etwas bräuchte. Das war der erste Schritt, um vorsichtig Vertrauen in das neue Unternehmen zu fassen. Annika Reindl tauschte sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus, lernte ihren Vorgesetzten als sehr offen und positiv kennen und spürte die angenehme, vertrauensvolle Atmosphäre im Team. Doch im Sommer 2019 kamen die heftigen Schmerzen im Rücken- und Hüftbereich zurück. Drei Wochen konnte die junge Frau nicht mehr zur Arbeit kommen – und das während der Probezeit. Zusätzlich zum körperlichen Leid kam nun noch die große Angst vor wütenden Vorwürfen oder gar einer Kündigung. „Doch alle Befürchtungen waren unbegründet“, erzählt Annika Reindl. „Nichts dergleichen passierte – alle waren froh, mich nach den drei Wochen wiederzusehen.“ Für die Geschäftsführung der M-net Telekommunikations GmbH ist es selbstverständlich, die Informatikerin im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu unterstützen: „Denn auf die besonderen Bedürfnisse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzugehen ist ein wesentlicher Teil unserer Unternehmenskultur, die von Flexibilität und Offenheit geprägt ist“, so Nelson Killius, Sprecher der Geschäftsführung von M-net.

Endgültige Diagnose

Im Frühjahr 2020 arbeitete Annika Reindl wie alle ihre Kolleginnen und Kollegen aufgrund der Corona-Pandemie von zu Hause aus. Und so konnte keiner sehen, dass ihre Rückenschmerzen erneut so stark wurden, dass sie nicht einmal mehr schlafen oder aufrecht stehen konnte. Annika Reindl erinnerte sich an einen Vortrag über Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis), zu dem sie ihre Ärzte bei einer Reha einmal geschickt hatten. „Ich drängte daraufhin auf einen Test auf den Blutmarker HLA-B27“, erzählt die junge Frau. Und tatsächlich: Die Blutergebnisse und der MRT-Befund bei einer Rheumatologin konnten die endgültige Diagnose sichern. Annika Reindl leidet unter Morbus Bechterew. „Es war ein Schock, doch gleichzeitig auch eine Erleichterung, endlich zu wissen, was los ist.“ Sie trat der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew e. V. bei und lernte, wie sie den Krankheitsverlauf mit ihrer Ernährung und Bewegung positiv beeinflussen kann. Dank der flexiblen Arbeitszeiten im Homeoffice setzte sie vieles davon um, beispielsweise beim Funktionstraining mit Gymnastik und Entspannungsübungen oder beim Bogenschießen im Sportverein.

Offenheit schafft Vertrauen

Heute weiß Annika Reindls Vorgesetzter von der Diagnose seiner Mitarbeiterin, und sie selbst ist froh, das „Versteckspiel“ endlich beendet zu haben. Zu lange Zeit hätte sie sich von Ängsten und Schamgefühlen leiten lassen. Vielmehr müsse man selbst auch lernen, Vertrauen zu haben, damit einem andere Verständnis entgegenbrächten. Das Verheimlichen mache die Situation für alle nur schwerer. Die Geschäftsführung von M-net Telekommunikations GmbH betont sogar: „Wir sind Annika sehr dankbar für ihren Mut, sich ihrer Führungskraft anzuvertrauen. Im gemeinsamen Austausch können wir sie noch besser unterstützen und herausfinden, an welchen Stellschrauben wir drehen können, damit sie ihr Potenzial auch in dieser herausfordernden Zeit voll entfalten kann – für sich selbst und auch für das Unternehmen. Wir sind überzeugt davon, dass herausfordernde Lebensumstände in der modernen Gesellschaft und mit den heutigen technischen Möglichkeiten kein Hinderungsgrund für persönliche Entwicklung mehr sein dürfen.“

„Ich wollte schon immer Verantwortung übernehmen. Heute bin ich Teamleiterin und sehr dankbar, dass meine Vorgesetzten ein so großes Vertrauen in mich setzen. Ich hoffe, dass ich auch andere ermutigen kann, mit ihrer rheumatischen Krankheit ein erfülltes Berufsleben zu führen.“
Annika Reindl

"Ich freue mich sehr, dass Frau Reindl den Weg gewählt hat, über ihre Erkrankung offen zu sprechen. Vertrauen ist für mich der Schlüssel, um der zunehmend komplexer und unberechenbarer werdenden Welt erfolgreich begegnen zu können. Mit einem vertrauensvollen Umgang können wir uns auf Augenhöhe begegnen und Menschen bleiben. Dieses Vertrauen schafft die Basis für den wirtschaftlichen Erfolg unseres Unternehmens, weil sich jede und jeder mit allen Fähigkeiten einbringen kann und alle Aspekte gehört werden. So kommen wir zu den besten Lösungen."

Dr. Herbert Plansky, Abteilungsleiter IT Prozess-, Qualitäts- & Anforderungsmanagement, M-Net München

Muna Strobl

Muna Strobl: „Selbstermächtigung, konsequent bleiben und das Leben in die eigene Hand nehmen.“

Ein richtiger Sonnenschein – so beschreiben sie ihre Lieben, ihre Freunde, Bekannten und Kolleginnen. Tatsächlich ist Muna Strobl eine sehr positive Frau voller Lebensfreude. Sie selbst ist sich sicher: „Auch wenn bei niemandem im Leben immer nur die Sonne scheint, ist es entscheidend, wie man mit den Schatten umgeht.“

Die 49-jährige Powerfrau aus dem niedersächsischen Wallmoden bei Goslar leidet unter Morbus Bechterew (ankylosierende Spondylitis), einer rheumatischen Erkrankung, die ihr bis zur Diagnose im Jahr 2017 nicht nur Jahrzehnte voller Schmerzen bereitete.

Der Morbus Bechterew hatte bis dahin auch schon zu dauerhaften Schäden am Haltungsapparat, wie zum Beispiel zu Verknöcherungen am Iliosakralgelenk, geführt. Selbst Organe wie der Darm und die Haut waren bereits angegriffen und chronisch entzündet. Muna Strobl ist alleinerziehende Mutter zweier Kinder und Heilpraktikerin für Psychotherapie mit eigener Praxis. Mit der Diagnose kamen plötzlich Existenzängste und eine große Verunsicherung, wie es weitergehen würde. Doch dann lernte Muna Strobl Antje Krause kennen, die Geschäftsführerin der Vorsorge-Reha-Klinik Haus Daheim in Bad Harzburg. Muna Strobl ging von Anfang an offen und transparent mit ihrer Erkrankung um; aber für Antje Krause war es selbstverständlich, dass Muna Strobl als Psychotherapeutin perfekt ins Team der Mutter-Kind-Kurklinik passen würde. „Als medizinische Vorsorge- und Reha-Klinik für erkrankte Mütter und ihre Kinder sind uns die vielfältigen kritischen Lebenslagen bekannt, unter denen Frauen leiden können“, erklärt die Geschäftsführerin. „In unserem fast reinen Frauenteam sind wir erst komplett, wenn wir ebenso wie unsere Patientinnen die Vielfalt der Gesellschaft abbilden. Und dazu gehören auch Menschen mit Beeinträchtigungen.“

Große Wertschätzung durch Arbeitgeberin

Zu Beginn ihrer Tätigkeit in der Klinik arbeitete Muna Strobl dort 20 Wochenstunden als Psychotherapeutin und verbrachte weitere 20 Wochenstunden in ihrer eigenen Praxis. Die Geschäftsführerin und die Kolleginnen brachten Muna Strobl von Anfang an stets großes Verständnis entgegen, dass sie aufgrund ihrer Beeinträchtigungen zeitliche Obergrenzen benötigt und weniger Überstunden machen kann. Gleichzeitig erlebte sie eine unglaubliche Wertschätzung von Seiten ihres Teams: „Frau Strobl ist auch für die psychosoziale Betreuung der Mütter zuständig“, berichtet die Geschäftsführerin Antje Krause. „Durch ihre eigene chronische Erkrankung hat sie einen besonderen Zugang zu Frauen mit schwerwiegenden Erkrankungen und Behinderungen.“ Dank ihrer hohen Reflektionsfähigkeit sei Muna Strobl in der Lage, die Trauer um den Verlust von Vitalität und Lebensleistung zu begleiten. Gleichzeitig gelänge es ihr, Kraft und Mut zu spenden, die vielseitigen Aspekte einer Erkrankung zu betrachten und eigene kreative Lösungswege zu entwickeln.

Berufsleben voller Lebensfreude

Mit kreativen Lösungswegen kennt sich Muna Strobl aus – und so geht sie mit mutigem Beispiel voran. Um zusätzlich die Pflege ihrer Mutter übernehmen und sich zu Hause um ihre Familie kümmern zu können, verkürzte sie die Arbeitszeit in ihrer Praxis. Doch an Stillstand in ihrem Berufsleben war nicht zu denken. So übernahm Muna Strobl in der Mutter-Kind-Klinik auf das Angebot ihrer Vorgesetzten hin verschiedene neue Aufgaben, begann nebenbei ein Fernstudium der Psychologie und rief ihren Selbsthilfeblog „Aufrecht mit Bechterew“ ins Leben. Darin schreibt sie offen über ihre Höhen und Tiefen mit Morbus Bechterew, wie sie ihre Erkrankung so in ihr Leben integrieren konnte, dass es wieder selbstbestimmt und voller Lebensfreude ist. Die Geschäftsführerin Antje Krause berichtet, dass einige Mitarbeiterinnen regelmäßig auf den Selbsthilfe-Seiten stöberten und so von Muna Strobls großer Expertise rund um das Thema Rheuma profitierten. „Wir sind aber natürlich besonders stolz auf unsere Mitarbeiterin, dass sie aus ihrem erfolgreichen Blog jetzt ein Buch gemacht hat“, sagt Antja Krause. „Es dient nicht zuletzt der Entwicklung unseres Unternehmens, gemeinsam mit Frau Strobl auf Überlastung zu stoßen und Gegenstrategien zu entwickeln.“

Anderen helfen als Energiequelle

Ein anspruchs- und verantwortungsvoller Beruf, eine eigene Praxis, die Pflege der Familie – und dann noch ein Buch? Wer Muna Strobl ungläubig fragt, wie viele Stunden ihr Tag habe, bekommt ein fröhliches Lachen zu hören. „Ich habe meine Leidenschaft zum Beruf gemacht“, sagt sie. „Anderen zu helfen, gibt mir so eine Genugtuung, dass ich sogar während meiner Arbeit Energie auftanke.“ Deshalb fiel es ihr auch leicht, die Anfrage nach einem Erfahrungsratgeber aufzugreifen und so ihr erstes eigenes Buch „Aufrecht mit Bechterew“ zu schreiben, das im September 2022 im Handel erscheint. „Ich möchte die Erkrankung aus meiner Sicht der Betroffenen erklären, vor allem aber auch Strategien darlegen, die mir und vielen anderen sehr geholfen haben.“ Damit wolle sie anderen Mut machen und ihnen ihre Möglichkeiten aufzeigen, gut mit der Erkrankung klarzukommen. Rheumapatientinnen und -patienten seien geübt darin, immer wieder mit neuen Herausforderungen umzugehen, so die 49-Jährige. Wichtig sei, selbstermächtigt zu sein, positive Veränderungen selbst einzuleiten und das Leben in die eigene Hand zu nehmen. Hilfe und Zuspruch von außen – sowohl im Beruf als auch im Privatleben – sind jedoch ebenfalls wichtige Kriterien. Sie genieße eine vorbehaltlose Unterstützung aus ihrer Familie und ihrem Freundeskreis. Und beim gemeinsamen Essen und Plaudern finde sie ebenso Entspannung wie beim Malen oder der Arbeit in ihrem großen Garten – auch dann, wenn die Sonne einmal so gar nicht scheint.

„Es sind also nicht nur die äußeren Rahmenbedingungen, die mir meine Berufstätigkeit ermöglichen, sondern vor allem auch die persönliche Haltung meiner Geschäftsleitung. So profitiere ich selbst auch davon, dass Frau Krause ein Team um sich versammelt hat, das Menschen grundsätzlich wertschätzend und offen begegnet, Stärken und Schwächen anerkennt und die Vorzüge jedes einzelnen Menschen in den Vordergrund stellt.“
Muna Strobl

"Der RheumaPreis ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg des außergewöhnlichen Engagements von Frau Strobl für bessere Lebensbedingungen und eine gesunde Lebensführung für sich und andere Betroffene. Wir freuen uns daher sehr über die Auszeichnung mit dem RheumaPreis."

Antje Krause, Geschäftsführerin der Vorsorge-Reha-Klinik HausDaheim, Bad Harzburg